Ich beginne diese Geschichte über mich heute zu schreiben, an einem Tag den man eigentlich mit der Familie feiern sollte. Heilig Abend 2014. Es ist ein schöner Tag. Die Sonne strahlt, ein fast gänzlich blauer Himmel als ich heute Morgen aufgewacht bin. Und dennoch trübten sich meine Gedanken. "Wieder ein Weihnachten hier, wieder eines, an dem ich meine Familie nicht sehe... Hoffentlich wird es das letzte sein." Das waren meine ersten Gedanken. Im Bett liegend, griff ich unter meinen Nachttisch. An mein Handy. Es blinkte. Immer wenn es weiß blinkt, weiß ich "Aha - WhatsApp." Eine wahnsinnig tolle Erfindung in meinen Augen. Kostet nix, außer mobiles Internet. Aber da ich eine Flatrate habe, ist das für mich kein Thema. Immer und überall erreichbar. Segen und Fluch zugleich. Ja, leider muss ich ständig erreichbar sein. Es könnte ja sein das eine meiner Kolleginnen krank ist, oder meine Chefin das Frühstück am nächsten Tag nicht alleine bewältigt. Im Moment bin ich im dritten Lehrjahr in einem kleinen familienbetriebenen Hotel. Es ist liebevoll eingerichtet. Alles geht bis ins Detail. Die Kollegen sehe ich mittlerweile nicht mehr als solches an, sondern als Familie. Die Inhaber, eine 60jährige Frau und ihr... paar Jahre älterer Mann sind die Chefs. Fast alle nennen die beiden auch nur Chef und Chefin. Ihr Sohn, der Junior Chef, wird aber stets beim Vornamen genannt. Zu ihm haben alle ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Die beiden Chef's distanzieren sich von solchen Gepflegtheiten. Zu Recht. Ich meine, wer will schon mit seinen Angestellten zu viel zu tun haben, wenn man dies schon jahrelang macht. Vielleicht kommt es uns ja auch nur so rüber. Es herrscht fast schon eine geschlechtliche Unterteilung. Die Hausdamen, wie der Name schon sagt, sind alles Damen. Der Service besteht nur aus Frauen, die Küche - abgesehen von einer "jungen, netten" Dame - nur aus Männern. Aber genug zur beruflichen momentanen Situation. Eigentlich hatte ich eine recht schöne Kindheit, wenn man dies so nennen kann. Ich bin großgeworden in 2 kleinen Dörfern. Das erstere hatte ca. 12 Häuser. Aber es war idyllisch. Meine damalige beste Freundin, mit der ich heute dementsprechend keinen Kontakt mehr habe, war 2 Jahre älter als ich. Irgendwann ging sie dann auf die Hauptschule, veränderte sich. Kam in die Pubertät. Ich war das kleine Dumme Mädchen, was stets nach ihr fragte. Eine zeitlang hatten wir 2 imaginäre Pferde als Freunde. Sie liebte Pferde. Einst hatten sie auch selbst welche. Zudem Hunde und Katzen. Fische nicht zu vergessen. Ein riesiges Eckaquarium zierte ihr Wohnzimmer, in dem wir regelmäßig auf diversen Konsolen spielten. Ich glaube auch, dass sie einen großen Teil zu meiner Spielleidenschaft beigetragen hat unterbewusst. Ich selbst besaß damals einen Super Nintendo. Wer hatte den denn damals nicht? Ich weiß noch, als wir (meine beiden großen Schwestern) und ich ihn von unserer Tante geschenkt bekommen haben, haben wir uns riesig gefreut. Ich wahrscheinlich mehr als die beiden zusammen. Wie alt ich damals war, weiß ich schon gar nicht mehr. Das erste Spiel war fesselnd. Es war neu, wahnsinnig spannend und schwer für mich zugleich. The Legend of Zelda - A Link to the Past. Ein herrlisches Spiel. Ich würde es immer und immer wieder spielen, weil es einfach so dermaßen viele Erinnerungen wachrüttelt. Erinnerungen an eine Zeit ohne Lügen. Eine weitere schöne Erinnerung an meine Kindheit, ist eine an Ostern. Wenn ich 6 Jahre alt war, war ich schon alt. Denke ich war jünger. Wir hatten damals einen riesigen Garten. Mein Opa und meine Oma pflegten und hegten ihn. Wir hatten 3 mittelgroße Kartoffelfelder, lange Steinplatten formten längst dadurch einen Weg. Ich lief völlig unbesorgt diese Platten lang. Zum Ende. Wo die Wäschespinne stand. Einer meiner Verwandten (ich habe viele...) wartete dort auf mich. Natürlich ging ich einfach zu ihm und völlig unerwartet, knallte er mir ein gekochtes Ei gegen die Stirn um es zu zerbrechen. An sich ja nix schlimmes, aber es hat sich so sehr in mein Hirn eingebrannt, dass ich Ostern hasse. Ein anderes Erlebnis passierte in - lasst mich lügen bitte - Liechtenstein oder Lichtenfels. Ich kann die beiden einfach nicht auseinanderhalten. Dort war ich ca. 7 Jahre alt. Wir gingen, ebenfalls mit Verwandten, spazieren. Ein kleiner Bach floss neben uns entlang. 3-4 Enten schwammen feuchtfröhlich umher. Klein-Ich will natürlich die Enten streicheln, fällt aber ins Wasser. Damals konnte ich noch nicht schwimmen und für mich kleines Ding, war das Wasser doch reichlich hoch und die Strömung war auch nicht allzu schwach. Es war fürchterlich. Solch ein Angstgefühl kannte ich bislang noch nicht und es wurde schlimmer dadurch, dass immer wieder das kalte Wasser gegen meinen Kopf schlug und mich fortzureißen drohte. Meine Eltern reagierten schnell, packten und zogen mich aus dem Wasser. Nix wie heim, in die heiße Badewanne. Und ab dort verblasst die Erinnerung schon wieder. Der Umzug in ein neues Dorf stand bevor. Wir bauten ca 2 Jahre an dem Haus. Alle halfen mit. Freunde, Verwandte, auch wir drei Kinder. Ich sollte Silikon in die Fugen spritzen und glattstreichen. Aber anstatt es glatt zu streichen, drückte ich ein Muster mit meinem Daumen rein. Sieht man heute immernoch. Witzig. Ich dachte mir damals halt nichts dabei. War ja noch jung. 2000 war das Haus einzugsfertig. Und wir zogen auch um. Gefühlte 15km vom alten Ort weit weg. Eine kleine Strecke, aber nichtsdestotrotz zerbrach die Freundschaft mit meiner damaligen Freundin. Wir konnten uns seltener sehen. Wir kamen in jeweils neue Klassen und lernten dementsprechend neue Freunde kennen. Zeitweilig versuchten wir uns wieder anzunähern, aber die Zeit war einfach vorbei. Es fühlte sich so fremd an. Ich wusste, dass es meine Sandkastenfreundin war. Aber trotzdem... Wir haben uns bestimmt schon 6 Jahre lang nicht mehr gesehen, wenn nicht sogar noch mehr. Für meine Schwester, die mit der älteren Schwester meiner Freundin befreundet war, war es ungefähr das gleiche. Immerhin waren die beiden schon in der Pubertät und da ist die Trennung natürlich nochmal extremer gewesen. Dennoch möchte ich dir an dieser Stelle danken Yvonne. Du warst eine tolle Freundin. Und bist es auch immernoch in meiner Erinnerung. Erinnerungen sind schon etwas ganz feines. Es ist wie dein eigener Film, der in deinem Kopf immer und immer wieder abgespielt wird. Und du selbst bist der Hauptdarsteller. Mittlerweile haben wir den 26. Dezember. 2 Tage habe ich nun nebenbei hieran geschrieben. Es war wahnsinnig viel los bei uns auf der Arbeit an den beiden Feiertagen. Den 24. hatten wir geschlossen. Montag und Mittwoch waren meine beiden freien Tage. Am Dienstag war das Restaurant geschlossen, war dennoch eingeteilt um einiges vorzubereiten, Waren anzunehmen, putzen und Gutscheine ausstellen. Ich möchte ja jetzt nicht sagen, dass ich glaube ich, dass ich seit dem Beginn meiner Ausbildung niemals so viel Geld an Gutscheinen angenommen habe. Aber es könnte fast schon der Fall sein. Sagenhafte 1235 Euro Gutscheine habe ich alleine am 23. Dezember ausgegeben. Der pure Wahnsinn, wenn man überlegt, dass es ungefähr ein täglicher Durchschnitt von ca 60 Euro ist, den wir sonst ausstellen. Das Last-Minute Geschenk schlechthin. Der Gutschein. Auch ich habe heute selbst einen geschenkt bekommen von meiner Chefin. Ein Essensgutschein bei uns im Restaurant für 50 Euro. Empfinde ich persönlich nun für sehr nett. Eine andere Kollegin hat angeblich gemeckert, dass es ruhig hätte etwas mehr sein dürfen. Dabei schießt mir natürlich folgendes durch den Kopf: Man überlege sich, dass wir ca. 20 Angestellte sind. Diejenigen, die fest angestellt sind, haben einen Gutschein im Wert von 50Euro erhalten, Teilzeit oder sonstige Kräfte einen im Wert von 30. Sagen wir jetzt einfach mal, es herrscht Hälfte Hälfte. Macht dementsprechend 50*10 = 500 + 10*30 = 300. 800 Euro einfach an die Mitarbeiter verschenkt. An Weihnachten. Hallo? Ist das nicht eigentlich der pure Wahnsinn? Und dann mault sie auch noch, es wäre ihr zu wenig? Es hätte mehr sein können? Dankbarkeit? Kennste? Geht's noch oder? Schon wieder ein Tag verstrichen. Ich komm und komm nicht voran. Der erste Tag nach dem Weihnachtsfest war einfach nur wie gequält. Alles haderte beim Arbeiten. Ich kam sehr langsam vorwärts. Und immernoch glaube ich, dass ich irgendetwas vergessen habe... Heute wurde eine lange Nachricht für mich geschrieben von jemandem, der mir viel bedeutet. Allerdings war der Grund für das Schreiben eher ein negativer. Es hat mir dennoch viel bedeutet, dass sich jemand so viel Mühe mit mir gibt. Er liebt mich, oder wie wir es ständig sagen "Ich lülülü dich ?". Ja, richtig. Wir sagen es so. Obwohl ich bereits in einer über 4-jährigen Partnerschaft mit jemandem bin, gebe ich vor einen anderen zu lieben, den ich lediglich nur sehr mag. Ich bringe es nicht erneut übers Herz ihm wehzutun. Denn schon mal habe ich das getan. Ihn von mir fortgestoßen, wie ein ungewolltes Spielzeug. Wir haben uns getroffen im Oktober. Es war eigentlich ein Tag, an dem er hätte mit seiner Familie verbringen sollen. Aber er hatte sich dennoch Zeit für mich genommen. Gott, ich war so wahnsinnig aufgeregt. Wie ein kleines Schulmädchen. Wochenlang haben wir uns vorher unterhalten, gegenseitig Geschichten erzählt, uns gegenseitig versucht zu erklären. Über alles und jeden philosophiert. Es war schön. Das Gefühl reden zu können, ohne eine diskriminierende Wertung hineingedrückt zu bekommen und zuzuhören ohne eine bösartige Wertung abgeben zu müssen. Einfach reden und verstehen. Vorallem das zweite. Heieiei, er war oder ist immernoch so jung und schon für sein Alter eigentlich weit voraus. Aber irgendwie passt es zu ihm. Anders könnte ich ihn mir nicht vorstellen. Damals hab ich mir sogar extra ein Kleid gekauft um gut auszusehen für ihn. Es war so verflucht teuer. Aber ich wollte unbedingt... Die Zugfahrt über war mir die ganze Zeit so schlecht. Ich hätte mich ständig übergeben können. 3 Stunden fahren. 3 verfluchte Stunden. Und dann war ich da. Zug hält. Er direkt da. Ich glaub mein Herz hatte kurz aufgehört zu schlagen... Wir hatten einen mehr oder weniger schönen Tag. Habe irgendwie viel geweint. Es lief nicht so wie wir beide es uns eigentlich vorgestellt hatten. Aber irgendwann lockerte es sich. Wir küssten uns. Und wieder. Und wieder. Wir saßen auf einer Bank in einem Park und redeten und redeten. Wohl eher nur ich zu dem Zeitpunkt. Klingt sehr egoistisch, aber wenn wir uns Menschen doch mal etwas genauer betrachten, werden wir selbst die Zeugen davon, wie egoistisch jeder einzelne von uns doch ist. Egal wie sehr jemand beteuert, er handele nur aus Nächstenliebe, egal wie jung oder alt wir sind. Alles geschieht aus Egoismus. Ich helfe anderen, um mich gut zu fühlen. Wenn es einen anderen Weg gäbe, mich gut zu fühlen, würde ich wahrscheinlich anderen nicht helfen. Egoistisch. Im Kindesalter schreie ich um Aufmerksamkeit zu bekommen. Hallo ich bin hier, mir fehlt etwas, kümmert euch darum. Egoistisch. Dieser Egoismus zieht sich irgendwie durch ein jeder Leben, wie ein roter Faden. Wenn wir uns selbst verlieren, können wir an ihm wieder die Richtung erkennen und ihm folgen. Dabei spielt es eigentlich sogar keine Rolle ob es gut oder schlecht ist. Denn wenn wir diesem Faden folgen, kümmern wir uns um uns selbst. Die Person die einen am besten kennt. Die Person, die weiß, was man braucht und was man nicht braucht. Die Person, die sich selbst nichts reinreden braucht, weil sie die Wahrheit am besten kennt. Und generell, wie kommen eigentlich so verdammt viele Leute auf die Idee, sie könnten andere lesen? Schon ein wenig weit hergeholt. Nur weil ich die Bekanntschaft und die Partnerschaft mit jemandem eingehe, heißt das nicht, dass ich all meine Seiten einfach so preisgebe, oder? Ich persönlich habe viele abstrakte Verhaltensmuster. Angefangen bei meinen Frühstücksmarotten, bishin zu meinen gewöhnlichen Essgewohnheiten oder einfach auch andere Alltagsdinge. Der und der Gegenstand muss immer in der linken Jackentasche sein, der und der in der rechten. Hat jeder, kennt jeder. Ich fühle mich mal wieder schlapp und zu nix zu gebrauchen. Obwohl ich grade einen Energy Drink getrunken habe, vergeht dieses Gefühl nicht. Ob es an dem Wetter liegt? Es hat viel geschneit seit dem 26ten. Alles bedeckt, in kürzester Zeit. Auch die Temperatur sank rapide ab. Den Wetterprognosen nach, war es in einer Nacht -20°C kalt. Ein widerliches Wetter. Die Wärme gefällt mir weitaus besser. Zwar nicht zu warm, aber grade so warm genug, um sich mit einem leichten Pullover nach draußen zu bewegen. Ja, das ist ein schönes Wetter in meinen Augen! Mein erstes Treffen mit einer speziellen Person, war an so einem schönen Tag. Sogar etwas wärmer. Ich konnte mit einem Rock und einem Shirt draußen herumlaufen. Damals habe ich noch daheim gewohnt. Ging noch zur Realschule, konnte dementsprechend also nicht älter als 17 gewesen sein. Soweit ich mich noch erinnere, waren auch meine Haare nicht blau gefärbt. Also war es entweder in der 9ten oder in der ersten 10ten Klasse. Sitzenbleiben ist nicht schön. Wobei es mir recht gut tat. Meine Noten waren in der ersten Runde der 10ten Klasse grausig. Was nicht unbedingt nur an meinem Umfeld lag. Damals war ich sehr gut mit einem Mädchen befreundet, welches sehr wohlhabende Eltern hatte. Sie bekam alles materielle was sie sich nur wünschte. Psychisch aber war sie kaputt. Dumm. Und vorallem unfähig auf eigenen Beinen zu stehen. Schade, denn ich bin der festen Überzeugung, dass ein Mensch alles kann - wenn er nur will und sich auch darum kümmert. Jedenfalls, dieses Mädchen, sie war 2 Jahre älter als wir alle. Viele hatten mit ihr zu tun, nicht zuletzt um ihre Dummheit auszunutzen. Auch ich gehörte dazu. Sie kaufte uns Zigaretten und lieh uns Geld, ohne es oft zurückzuverlangen. Ich weiß gar nicht wie viel ich ihr eigentlich schulden würde, aber es werden wohl so um die 50€ sein. Für nicht mal 18jährige war das damals ein riesiger Haufen Geld. Aber es sammelte sich halt so an. Und da wir ja nichtmal 18 waren, konnten wir uns nicht mal unsere Zigaretten kaufen. Also wurde dieses Mädchen vorgeschickt. Brav wartend, lästerten viele hinter ihrem Rücken. Auch wenn man in der Pubertät ist, rebelliert und sich nichts sagen lässt, so kann man doch sagen, dass es nicht normal war. Aber was ist heutzutage schon normal? Ist es normal, dass wir uns vergleichsweise schnell sexuell dem anderen Geschlecht hingeben? Ist es normal, dass wir lügen obwohl wir doch dazu erzogen worden sind, stets ehrlich zu sein? Ist es denn normal, dass wir soviel denken? Wer sagt das schon? Wer gibt uns diese Linien des "Normalseins" vor? Wir uns selbst, oder doch eher das Umfeld in dem wir uns bewegen? Es wird wohl eher das Umfeld sein. Es beeinflusst so vieles, dann wohl auch unser Denken über das Normale. Aber wie gesagt, was ist schon normal. Es ist so breitgefächert, dass man oft gar nicht erkennt, dass man eben nicht normal ist. So viele Grautöne, die unser klares Weiß und klares Schwarz verschwimmen lassen. Man erkennt keine Grenzen. Außer man befindet sich auf diesem Klaren. Denn von dort aus sieht man die Farbunterschiede. Erst wenn wir in dem Absoluten sind, sehen wir, wo wir stehen. Mittendrin ist alles verschwommen. Einst sagte mir jemand, warum ich denn nicht das Geld von meinen Eltern einfach annehme um meinen Führerschein zu machen. Damals dachte ich, ich schaffe es alleine, ohne die finanzielle Hilfe meiner Eltern. Aber alles geschah anders, als es eigentlich geplant war. Ich besuchte die Fahrschule für gefühlte 3 Theoriestunden. Doch Angst entwickelte sich. Angst wegen meinem äußeren ausgelacht zu werden, Angst falsche Antworten zu geben. Angst generell es nicht zu schaffen. Viele mögliche Szenarien schossen mir durch den Kopf und ich beschloss abrupt nicht mehr hinzugehen. Stattdessen griff ich mir ein Buch und ging zu einer Bank nicht weit entfernt von unserem Haus, nur 2 Straßen weiter in einem Wendekreis. Es war Sommer zu dem Zeitpunkt, also auch dementsprechend warm. Dies wiederholte ich einige Male, bis ich der Meinung war, ich könnte meine Theoriestunden fertig haben. Dann die nächste Lüge. Am Geburtstag meiner mittleren Schwester erzählte ich, ich hätte die Theorieprüfung bestanden. Alle freuten sich wahnsinnig. Mein Vater kaufte mir auch direkt ein Auto. Naja, was heißt schon kaufen. Es war ein alter Golf, in einer lila ähnlichen Farbe. Ich war so erfreut und geschockt gleichzeitig, wusste nicht mehr wo oben und unten ist. Es war nicht teuer, mein Vater ist KFZ-Mechaniker bei Mercedes in einer kleinen Niederlassung und ist hauptsächlich für LKW's zuständig. Er hat aber auch von PKW's große Ahnung. Selbst daheim schraubt er an Autos von Bekannten und Verwandten um sich etwas dazu zu verdienen. Oft kam er abends um 5 nach Hause, aß schnell das Essen, was entweder meine Mutter frisch kochte oder vorbereitet hatte, welches ich dann nur noch kurz zu Ende bringen musste. Heute haben wir übrigens den 2.1.15. Ein frohes neues Jahr wünsche ich dem Leser an dieser Stelle. Die Zeit, die ich daheim hieran schreiben kann ist stark eingegrenzt dadurch, dass ich nicht möchte das mein Partner dies liest. Es wird aber so oder so vorkommen das er es irgendwann zu Gesicht bekommt. Länger schon, hege ich den Verdacht, dass er versucht mir hinterher zu spionieren. Wobei das eher zu mir passt. Denn ich tat es bereits und es war nicht sehr erfreulich zu sehen. Wir spielen schon länger das Online MMORPG Ragnarnok Online. Dort lernten wir uns auch kennen. Habe ich es bereits erwähnt? Falls nicht, auch nicht schlimm. Jedenfalls bin ich immer wieder sehr gern aktiv in diesem Spiel. Nicht nur als normaler Spieler, sondern auch als Game Master. Game Master sind sowas wie die Polizei in Online Spielen. Sie überwachen die Regeln, bestrafen, lösen und und und. Jedenfalls war dies desöfteren der Fall. Nicht weil ich mich selbst um diese Stelle beworben habe, sondern weil oft Leute zu mir kamen, die Administration, die meinten, ich wäre die perfekte Frau für diesen Fall. Auch wenn ich mich oft frage wie die Leute eigentlich darauf kommen, dass ich eine Frau bin. Denn mein Schreibstil in diesen Spielen ist meist sehr ruppig und angreifend, auch nicht mit diesem weiblichen Touch, wie man es bei uns so sagt, versehen. Oft gebe ich mich auch bewusst als Mann aus, denn ich halte eigentlich nicht sonderlich viel vom Frau sein im Internet. Kaum weiß eine Horde Männer davon, umwerben sie dich direkt. Machen dir Geschenke. Eigentlich ja super cool ala - "Hey ich muss ja gar nicht selber machen, die machen mir das ja alles!" - aber es langweilt, wenn es immer und immer wieder passiert. Wenn man allerdings jemanden verarschen möchte. Da bin ich Nummer eins. Gerade durch mein sehr männliches Verhalten virtuell, mache ich mich an viele Frauen ran die ich nicht leiden kann, oder dementsprechend von meinem Partner weglocken möchte. Das erste mal wirklich bewusst, geschah es vor gar nicht allzulanger Zeit. Wir, zwei Freunde, mein Partner und ich, waren im August auf der Gamescom in Köln. Wir hatten tierisch viel Spass. Schon vorher schrieb mein Partner sehr viel mit einer etwas sehr extrovertierten Frau, die dafür bekannt war, für virtuelle Sachen mit jemandem real zu schlafen. Da läuteten natürlich die Alarmglocken. Doch konnte ich meinen Freund derart konfrontieren, dass ich den Kontakt mit ihr für nicht richtig halte? War es mein Recht soetwas zu sagen? Wohl kaum, aber ich habe einen anderen Weg, einen weitaus vertrausnbrechenderen Weg gewählt. Da wir schon einige Zeit zusammen sind, kenne ich seine Passwörter und er meine. Ich änderte meine mit dem Vorwand ich wäre paranoid. Bin ich auch, selbst mein Handy Pincode wird regelmäßig geändert. Also warum nicht auch am Laptop? Gesagt, getan. Nunja, ich loggte mich bei ihm ein, las ein wenig von den Verläufen zwischen den beiden. Und es war schmerzhaft. Es war zwar von ihm auch kein direktes Geflirte, aber ich kenn das ja, wie er ist wenn er jemanden SEHR mag. Und so war es. Das erste mal wurde mir richtig bewusst wie viel Schmerzen ich ihm eigentlich bereitet habe. Der Entschluss stand fest, sie muss verschwinden. Leider klappte dies nicht wie geplant, aber dennoch wurde der Kontakt zwischen den beiden vernichtet. Durch den Freund von ihr. Glück im Unglück würde man sagen. Aber das Unglück überdeckte das Glück bei weitem. Ein anderes Mädchen, 17 Jahre alt mit 6 Wochen altem Kind, drängte sich in unser beider Leben. Schon wieder? War mein Freund wirklich so unwiderstehlich? Es war ungewohnt, ihn so zu sehen. So begehrt. Aber er hat auch etwas faszinierendes an sich... Mit diesem "Mädchen", welches zu dumm ist/war um zu verhüten, schrieb er sogar noch mehr. Und eine neue Identität von mir war geboren. Igor, 23 Jahre alt, wohnhaft bei Josh und Viktoria(also mein Partner und ich), Hotelfachmann, zwei Piercings in der Unterlippe, tattoowiert und verdammt cool. Es war gar nicht so schwer, mich so auszugeben. Ich umschwärmte dieses neue Mädchen, machte mich schmackhaft und zog Josh durch den Dreck für sie, dass sie mehr Interesse an mir haben sollte. Und es funktionierte. Regelmäßig schenkte ich ihr meine Aufmerksamkeit, einige virtuelle Geschenke in Form von Kopfbedeckungen oder Blumen. Auch half ich ihr in ihrer etwas verzwickten Lebenslage, aber an der ist sie selber schuld. Wer zu blöd zum ficken ist, muss halt mit 17. Traurig, aber wahr. Dieses Mädchen hatte sich glaube ich, wirklich in "Igor" verliebt. Aber das war das Beste was passieren konnte! Josh gehört mir und wird immer mir gehören. Diese Busfahrt wird mich irgendwann noch umbringen. Habe mir vorhin erst einmal eine gute Stunde "Schlaf" gegönnt. Immerhin fühle ich mich nun weitaus fitter als zuvor. Der Schlaf heute Nacht war wieder sehr kurz und sehr unruhig. Wie die letzten Nächte auch. Es kommt mir fast so vor als würde mich irgend etwas innerlich belasten, kann aber nicht genau sagen was es ist. Stets der selbe Traum, wenn ich den überhaupt träume. Mit ewigwährend gleichem Ausgang. Ich gehe eine dunkle Allee lang, alles ist dunkel, keine Lichter, nur weite Reflexionen. Silhouetten, wenn man so sagen mag. Das was man erkennt, ist allerdings grausig. Anfänglich war nicht viel zu erkennen. Aber dieser Traum offenbarte sich je öfter ich ihn träumte. Es begann damit, das ich erkannte, das mein Körper komplett blutverschmiert war. Danach erkannte ich, dass ich etwas in der Hand hielt... Lange Zeit blieb es auch dabei, es kamen keine neuen Eindrücke hinzu. Doch erst letztens wurde dieser Traum wieder aufgegriffen und verfeinert. Es ist nicht der ganze Körper, lediglich das Gesicht und der linke Arm, in dessen Hand ich etwas halte. Es ist ein Herz, einfach so halte ich da jemandes Herz in der Hand und bin dabei völlig regungslos. Eine kalte Hand berührte im Traum meine Schulter, nein sie bohrte sich regelrecht hinein mit den spitzen Fingern und es floss Blut herab. Deswegen ist also der linke Arm blutverschmiert. Ok, Rätsel gelöst. Nächstes Rätsel. Wer ist diese Person, die so eiskalt ist und hinter mir steht obwohl ich doch nichts sehe? Nur ein dickes Grinsen kann ich förmlich aus seiner Stimme vernehmen und das Geschlecht. Geschätztes Alter liegt etwa bei meinem, welches dann 22 Jahren entspricht. Größer als ich, kräftiger, böser. Einfach nur böse. Die Stimme erhebt sich und flüstert mir ins Ohr. "Warum isst du es denn nicht? Du hast es doch schon so oft getan." Gegessen? Das HERZ? Ich? Ok, wow moment, ich weiß ich habe viele falsche Sachen in meinem Leben begangen, mitunter auch viel falsches was mein Sexualleben oder die Partnerschaften anging, aber Herzen essen? Das war wahrlich schockierend, soetwas gesagt zu bekommen. Glaube kaum, dass sich irgendjemand gern als Herzesser betiteln lässt oder? Natürlich bin ich auch im Traum schockiert, blicke auf dieses Herz in der Hand herab. Es pulsiert. Es will weiterleben. Wie in Trance werfe ich das Herz weg. Angewidert davon, dass es weiterschlägt. Angewidert von mir selbst, dass ich es überhaupt dabei habe. Angewidert von der ganzen Situation. Es fällt schnell zu Boden, als ob es aus Stein wäre. Aber pulsiert Stein? Ist Stein so weich? Ist Stein so warm? Quillt aus Stein denn Blut? Eher nicht. In meinem Traum tue ich es immer wieder. Obwohl ich die Konsequenz kenne, werfe ich es immer wieder weg. Im Traum weiß ich nicht, dass ich es schon einst mal geträumt habe. Deswegen tue ich es wohl immer wieder. Immer wieder dieser dumme, blöde Fehler. Auch im echten Leben bin ich von Fehlern gequält. Jeden Tag stehe ich auf und frage mich warum ich noch da bin. Warum man mich so sehr mit Füßen tritt, obwohl ich mir doch allergrößte Mühe gebe. Meine Chefin ist fast jeden Tag nict begeistert von mir, dabei bemühe ich mich enorm darum, dass ihr alles was ich tue passt und versuche auch so schnell wie möglich zu arbeiten. Was soll ich denn bitte noch tun? Ich versteh es nicht. Da hört es bei mir dann doch mal auf. Josh, mein Freund, er sieht nicht wie ich mich abmühe und wie es mich quält, so weit weg von meiner Familie zu sein. Neue Freunde konnte ich nicht wirklich bisher finden, da ich wenig Freizeit habe und er auch sowieso angepisst davon ist, wenn ich etwas alleine unternehmen möchte. Anscheinend bin ich echt der einzige Mensch auf dieser Welt, der ab und wann mal etwas Zeit für sich selbst haben möchte. Er versteht es einfach nicht. "Du hast doch morgens und auf der Arbeit Zeit für dich selbst?" Auf der Arbeit bin ich für meine Gäste da, du Idiot. Auf der Arbeit hab ich am allerwenigsten Zeit um irgendetwas über mich selbst, oder mein Umfeld nachzudenken. Kann man das nicht sehen? Ist das echt höhere Mathematik? Könnte natürlich, durchaus eine Erklärung sein, denn ich bin absolut schlecht in Mathe. Naja zurück zum Traum. Jedenfalls, sobald dieses Herz auf den Boden aufklatscht, wird mir gleich eine Art Lanzenspitze durch den Oberkörper gejagt. Ich sehe vor mir mein eigenes Herz, wie es sich windet und pulsiert. Wie es blutet und es förmlich schreit. Doch dann ist der Traum vorbei. Oft wache ich davon schweißgebadet auf. Unzählige Male bisher. Sagt es mir etwas? Oder ist es nur ein manifestiertes Hirngespinst? Hat es sich nur wegen seiner Grausamkeit so eingebrannt in meinem Gedächtnis, dass ich davon immer und immer wieder träume? Fraglich was es nun wirklich auf sich hat. Fast ein ganzer Monat ist nun vergangen. Ich konnte mich losreißen von ihm. Wenn auch nur kurze Zeit und sehr überschlagend. Meine Mutter feierte ihren 50ten Geburtstag. Ein schöner Tag. Mama, ich habe dir so unendlich viel Leid zugefügt. Sei es mit meinen Lügen, meiner Boshaftigkeit dir gegenüber, oder mit meinem plötzlichen Auszug obwohl du mich doch nur auf den rechten Weg führen wolltest. Stets wolltest du nur das beste für mich, hast dich für mich eingesetzt, wie es nur eine Mutter halt für ihr Kind tun kann. Seelisch als auch körperlich. So liebevoll, so ehrlich, so zur Seite stehend... Du bist wahrlich eine perfekte Mutter. Nicht nur für meine körperlichen Befinden hast du dich geopfert, sondern mittlerweile sogar auch für meine finanziellen. Du bist mir eine so große Unterstützung. Immer sagt ihr, ich könne zu euch kommen, egal was passiert... 3 qualvolle Monate sind vergangen. Der letzte war und ist immernoch der schlimmste. Ich habe mich getrennt von meinem Partner. Auf perfide Art und Weise... Oft habe ich ihm gesagt, ich würde gehen wenn er sich nicht ändert. Wenn sich unsere Situation nicht ändert. Wenn dies ist, wenn das ist. Wenn hier und wenn dort. Ich war feige es komplett zu beenden, Und es sogar eigenständig zu beenden. Am 25. März haben wir uns morgens mal wieder gestritten. Wir haben angefangen uns oft zu streiten. Oder wohl eher ich fing an zu streiten. Wegen Kleinigkeiten. Wegen banalem... Oft fühlte ich mich einfach missverstanden, mal wieder! Ich dachte, die ganze Welt wäre immer einfach gegen mich, also habe ich immer Anzeichen gelesen die gegen mich gerichtet waren. Aber nie war da wohl etwas. Jedenfalls bin ich aus dem Haus geworfen worden. Von ihm. Er packte meine Sachen und nahm mir meinen Schlüssel weg. Ich schlug ihn, versuchte ihn zu stoppen. Nichts. Es half nicht. Tat es ihm weh das tun zu müssen? Tat es ihm weh, mich so verzweifelt zu sehen? Tut es ihm immer noch weh? Mir jedenfalls schon. So oft habe ich ihn verletzt. Ohne das ich es oft gemerkt habe. Hat er sich deshalb von mir distanziert? Oder war das auch nur eine von vielen Einbildungen von mir? Bin ich wirklich so verrückt? Bin ich wahnsinnig? Darf ich überhaupt frei rumlaufen? Wo ist diese Erleuchtung, von der alle immer reden?! Wo ist sie? Ich brauche sie. Die ersten beiden Tage schlief ich bei einer Klassenkameradin. Sie wohnte in der Zeit, in der wir Berufsschule hatten, bei ihrem Bruder. Er war so nett mich dort schlafen zu lassen. Ich konnte mich nichtmal wirklich bedanken. Und danach kam ich glücklicherweise auf meiner Arbeit unter. Mein ganzes Hab und Gut... Es ist so wenig. Und ich möchte es auch nicht wirklich sehen. Ich muss jedesmal weinen. Stelle mir vor, wo es bei ihm daheim war. War es schwer für dich meine Sachen zu packen? Du sagtest ja... Du sagtest du hättest eine Art Nervenzusammenbruch gehabt. Hab ich dich so weit getrieben? Hab ich dich so sehr zerstört? Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid. Das wollte ich niemals. Nie. Ich wollte nie jemanden verletzen. Nur mich, aber niemals jemand anderes. Ich vermisse dich. Seit dem Tag an dem ich gehen musste. Seit dem. Es ist vorbei. Das muss ich akzeptieren.